Donnerstag, 10. September 2015

Viel Gefrickel


Andreas' Einsatzfähigkeit war, bedingt durch starke Belastungen im Job, für einen Zeitraum von gut zwei Wochen urplötzlich massiv eingeschränkt worden, da ihn Schulterschmerzen plagten. 
Viel schwieriger war es allerdings ihn in diesen Tagen von größeren Aktivitäten an unserem Projekt abzubringen, die seiner Schulter sicherlich alles andere als gut getan hätten... (es wird Zeit, für solche Fälle einen Beißring zu besorgen...).




Also widmeten wir uns kleinen Frickelaufgaben, die bis dato liegengeblieben waren und vor denen der liebe Bauherr sich bisher hartnäckigst gedrückt hatte. 

Abgesehen von ausgedehnten Ruhepausen in seiner heißgeliebten Hängematte in den letzten richtig sommerlichen Stunden im Garten widmete er sich dem Einbau eines neuen Schlosses in die Klöntür; es war zwar ein Schloss dort vorhanden, allerdings konnten wir nur von innen verriegeln, da wir beim Kauf der Tür im letzten Jahr keinerlei Schlüssel zum Schloss erhalten hatten.
In einem nahegelegenen Baumarkt entdeckten wir beim Stöbern (wir hatten ja nun wieder Zeit für solche Dinge) ein entsprechendes Schließsystem (hat innen einen Drehknauf anstelle eines Schlüssels, eigentlich ein typisch dänisches Patent), das wir uns nicht entgehen ließen. So können wir die Tür auch von außen mit einem Schlüssel aufschließen und müssen nicht ständig um den Anbau herum und hindurch um die Tür von innen zu entriegeln.

Im selben Baumarkt nahmen wir noch Kitt mit.

Der gute Leinölkitt.

Ich hatte zwar schon zwei Packungen besorgt, aber da wir noch weitere kleine Fensterprojekte vor uns haben, hilft viel in diesem Fall auch viel.

Wir widmeten uns also den Verglasungen unserer Türen - endlich!
Zum einen war da die zweiflügelige, massive Eingangstür, die wir ohne Fensterscheiben gekauft hatten (waren wohl im Laufe der Zeit kaputtgegangen), und dann hatten wir noch die alte Eingangstür, die wir irgendwann einmal zur Schiebetür zwischen Flur und Waschküche machen wollen.
Scheiben für beide Türen hatte ich bereits im vergangenen Jahr bei unserem Bekannten Marco (seines Zeichens Glasermeister) bestellt und abgeholt. Man musste sie also nur noch einsetzen - eine Tätigkeit, die bei Andreas Augenverdrehen hervorgerufen hatte. Bisher. 
Nun stürzte er sich auf die halbwegs schulterfreundliche Aufgabe, bei der ich ihm gerne zur Hand ging.

Einkitten ist überhaupt nicht schwierig, und es wundert mich, weshalb es nicht mehr gemacht wird. 
Wir positionierten die Türen auf unseren Böcken und dann ging die Rollerei los: der Kitt war zunächst noch recht klebrig (erinnert stark an Ton oder Lehm), aber nach ein wenig durchkneten (ähnlich wie beim Töpfern) war er recht angenehm zu verarbeiten. 

Wir rollten also jede Menge kleine Schlangen (Andreas nennt sie lieber Würstchen - Männer haben immer so eine Affinität zu Lebensmitteln oder Grillgut...), die wir in die Fensterrahmung legten und dort auch leicht andrückten. 
Dann legten wir vorsichtig die Scheiben in das Kittbett und Andreas nagelte - extremst vorsichtig - kleine Stiftnägel in die Seiten, um den Scheiben zusätzlichen Halt zu geben. 
Und dann kam wieder eine Lage Kittschlangen bzw. -würstchen an den Glasrand, die wir andrückten.

Da Andreas ein kleiner Perfektionist ist, was so ziemlich alles Handwerkliche betrifft (ist ja auch gut so, erfordert aber manchmal seeeehr viel Geduld von seinem laienhaften Umfeld...), schnappte er sich eines seiner guten Stecheisen (benutzt man eigentlich zur Holzbearbeitung) und entfernte nicht nur den überflüssigen Kitt mit gekonnten Zügen, sondern verpasste der Kitteinfassung auch gleich noch eine gewisse Uniformität. Dies geht ein wenig einfacher, wenn man den Kitt vorher mit etwas Leinöl  an den Fingern glattstreicht.


Fast schon ergotherapeutische Beschäftigung mit der Haustür, ...



die nun klare Kittkanten erhält.

Als wir mit der einen Seite fertig waren, drehten wir den Türflügel vorsichtig um (nichts kaputt machen, weder den Mann noch das neueingesetzte Fenster...), damit Andreas auch auf dieser Seite die Kanten glätten konnte.

Ebenso verfuhren wir mit der Schiebetür: Kittschlangen in die Rahmung drücken, Gläser einsetzen, feststiften, nochmals Kittschlangen draufdrücken, Kanten glätten, umdrehen, Kanten glätten.


Glas für die Schiebetür.

Zeitlich optimal passte es, dass wir einige Tage vorher schon einmal die ersten beiden aufbereiteten bzw. spontan dazugekauften (uns war eine Woche vorher siedend heiß eingefallen, dass wir dringend ein Fenster für die demnächst anzugehende Nordwand für das Schlafzimmer brauchen würden...) Stallfenster zu Marco gebracht hatten, um passgenaue Scheiben zu ordern. Die Gläser waren just an einem Freitag abholbereit, und so konnten wir weiterkitten.


Der "Schlafzimmerblick" (spontan erstanden) ...


... und das Waschküchenfenster (Originalteil des Hauses).

Während Andreas so am Wursteln war, widmete ich mich meinen beiden Sorgenwänden im Wohnzimmer - die, mit den Sottflecken, die ich diverse Male mit unserer Spezialfarbe gestrichen hatte und nun, da die Flecken weg waren, noch das eine oder andere Mal mit weißer, unpigmentierter Kalkfarbe übergestrichen hatte.



Sorgenwand I ...


... und II direkt nach dem Streichen.


Und voilà: Sorgenwand I ...



... und II fast ganz trocken und prima weiß!


Und wir wagten ein neues Experiment: Kalk sumpfen für den Kalkmörtel.
Auf der Hochzeit von Andreas' Cousine kamen wir ins Gespräch mit einem alten Maurer, mit dem Andreas sich über gute alte Zeiten und gute alte Techniken unterhielt. 
Er verriet uns, dass er in seinen Lehrjahren fast ausschließlich mit Kalkmörtel gearbeitet hatte, der im Betrieb mit  gesumpftem Kalk selbst angemischt wurde; und schimpfte wie ein Rohrspatz über die neuen Baumaterialien und den heutzutage massiven Einsatz von Zement. Das war Musik in Andreas' Ohren.

Andreas hatte unseren Kalkmörtel (also ein Gemisch aus Kalk und Sand) bisher anhängerweise aus zwei verschiedenen Kiesgruben geholt (ging am Besten nach telefonischer Nachfrage, ob denn auch welcher vorhanden sei), und schließlich die weiter entfernte aufgrund der besseren Qualität zu seiner Vorzugs-Kiesgrube gemacht. Eine Fuhre ist gleichzusetzen  mit etwa zwei Stunden aufgrund der langen Fahrzeit.

Nachdem Andreas nochmals einen Blick in seine antiquierte Fachliteratur geworfen hatte, fuhren wir zum nahen Baustoffhandel und nahmen zunächst einmal nur zwei Säcke gelöschten Kalk (CL 90, das hatte ich aus früheren Internetspaziergängen noch im Kopf) mit, für richtig schmales Geld. Für unsere Streichaktionen ist das natürlich nichts, da der Kalk lange gesumpft werden muss - je oller, je doller. Aber zum Mauern sollte es reichen. Ich werde berichten.


Der gelöschte Kalk ...



... und unser gesumpfter Kalk.


Und da wir zu Hause ein wenig Platz schaffen wollten, nahmen wir (Andreas ging es schultertechnisch schon wieder halbwegs gut) endlich einmal die neuen Glasbausteine mit.
Sie sollen die alten, schief und krumm gemauerten Glasbausteine in der Wand zwischen Anbau und Badezimmer ersetzen. Glasbausteine deshalb, weil wir gerne einerseits das Licht aus dem Anbau auch im Bad hätten und gleichzeitig den Duschbereich, den wir dort einrichten werden, ein wenig opak halten wollen.


Unsere neuen Glasbausteine, ...



... die die alten Glasbausteine ersetzen sollen.






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